Warum abgelegene Walliser Bergseen besonders reizvoll für Angler sind
Wer schon einmal mit Rucksack, Rute und ein paar Snacks frühmorgens in ein abgelegenes Hochtal im Wallis aufgebrochen ist, weiss, wie besonders diese Art des Fischens ist. Kein Motorengeräusch, kein anderer Angler in Sicht – nur das leise Plätschern des Wassers, in dem sich Forellen blitzschnell verbergen. Die abgeschiedenen Bergseen des Wallis bieten nicht nur ruhige Naturerlebnisse, sondern oft auch überraschend gute Fangchancen. In diesem Beitrag zeige ich euch meine persönlichen Favoriten unter den versteckten Perlen und gebe konkrete Tipps zur Ausrüstung, Anreise und Beangelung.
Was macht abgelegene Seen im Wallis ideal für Angler?
Abgelegene Bergseen befinden sich oft auf über 2000 m ü. M. und sind meist nur zu Fuss erreichbar. Diese Abgeschiedenheit hat zwei Vorteile: Erstens ist die Fischpopulation selten stark befischt – die Chance, kapitale Bachforellen oder Saiblinge zu erwischen, ist deutlich erhöht. Zweitens bleibt die Umgebung ursprünglicher. Das Wasser ist klar, die Luft kühl und das Mobilfunksignal? Fehlanzeige – was für viele definitiv ein Pluspunkt ist.
Dazu kommt: Viele dieser Seen sind durch natürliche Laichverhältnisse oder gezielte Besatzmassnahmen gut mit Forellen und Saiblingen bestückt. Gerade für Angler, die die Herausforderung suchen und bereit sind, ein paar Stunden Aufstieg in Kauf zu nehmen, können diese Spots besonders belohnend sein.
Top 5 versteckte Bergseen im Wallis für passionierte Angler
- Lac des Autannes (bei La Fouly): Auf etwa 2650 Metern gelegen, ist dieser Gletschersee nur etwa zwei Stunden zu Fuss von La Fouly entfernt. Hier erwarten dich glasklares Wasser und vor allem Bachforellen, die auf kleine Trockenfliegen (z. B. Black Gnat oder Elk Hair Caddis in Grösse 14–16) erstaunlich gut reagieren.
- Lac du Grand Désert (Val de Bagnes): Dieser See liegt wild eingebettet in einer Moränenlandschaft, abseits der bekannten Wanderrouten. Saiblinge sind hier zahlreich vertreten – insbesondere in den frühen Morgenstunden steigen sie gerne auf Nymphen und Streamer.
- Lac d’Arpitetta (Region Zinal): Ein echter Geheimtipp. Nur über einen steilen Pfad erreichbar, aber mit einer lohnenden Forellenpopulation. Spinner mit Kupferkörper funktionieren hier ebenso gut wie kleine Löffel.
- Lägh da la Tscheppa (Nähe Simplon): Südlicher gelegen, mit wenig Fischdruck und beeindruckender Umgebung. Hier lohnen sich Blinker in natürlichen Farben und das Fischen knapp über dem Grund.
- Lac Bleu (Arolla): Trotz des Namens ist dieser Gletschersee ein Geheimtipp für sorgfältige Fliegenfischer. Besonders wirksam: kleine Parachute-Fliegen an windstillen Nachmittagen. Tipp: leise auftreten – die Fische sind extrem scheu.
Welche Ausrüstung eignet sich für abgelegene Bergseen?
Nach vielen Touren zu abgelegenen Seen habe ich meine Ausrüstung stark optimiert – Gewicht und Funktionalität gehen hier Hand in Hand. Hier meine Empfehlungen:
- Rute: Teleskopspinnruten (z. B. Shimano STC Spinning Reiserute) oder 4-teilige Fliegenruten – leicht, platzsparend und stabil.
- Rolle: Kleine, robuste Modelle mit sauberer Bremse (z. B. Shimano Ultegra oder Abu Garcia Revo MGX).
- Schnur: 100–150 m 0.18er Monofil ist meist ausreichend. Für Fly-Only-Seen klare Fliegenschnur mit Vorfach verwenden.
- Köder: Kleine Spinner (Mepps Aglia, Panther Martin), Miniwobbler (z. B. Rapala Original in 3–5 cm) oder klassische Trockenfliegen.
- Bekleidung: Wetterfeste, atmungsaktive Kleidung im Zwiebelprinzip. Gamaschen und Wanderstöcke nicht vergessen!
Praxis-Tipp: Planung und Orientierung
Die meisten der hier vorgestellten Seen sind nicht nach der Devise „mal kurz nach Feierabend“ erreichbar. Hier einige Punkte, die ich aus eigener Erfahrung empfehlen kann:
- Tour vorher planen: GPS-Apps wie Komoot oder Swisstopo-Karten nutzen. Mobile Stromversorgung via Powerbank oder Solarladegerät einpacken.
- Wetter beachten: Gerade im Hochsommer kann sich das Wetter in den Bergen schnell ändern. Früh starten und keine Risiken eingehen. Bei Gewittergefahr – abbrechen.
- Angellizenz nicht vergessen: Auch für abgelegene Seen ist oft eine Tages- oder Wochenlizenz nötig. Bei der zuständigen Gemeinde oder online beim Kanton nachfragen.
- Angelzeiten beachten: Frühmorgens oder am späteren Nachmittag ist die Beisslust am höchsten. Sonnenstand und Windverhältnisse im Auge behalten.
Übernachtungsmöglichkeiten für Mehrtagestouren
Gerade bei weiter entfernten Seen lohnt es sich, eine Hütte oder ein einfaches Biwak einzuplanen. Hier einige empfehlenswerte Möglichkeiten:
- Cabane de Mille (Nähe Grand Désert): Einfach, aber gut ausgestattete Berghütte mit Halbpension. Ideal als Basislager.
- Campingplatz in La Fouly: Für den Aufstieg zum Lac des Autannes strategisch gelegen. Zeltmöglichkeit und sanitäre Einrichtungen vorhanden.
- Biwak beim Lac d’Arpitetta: Es gibt keine offizielle Hütte, aber ein inoffizieller Biwakplatz mit Windschutz unter dem Felsen ist bekannt. Schlafsack und Isomatte einpacken.
Übrigens: Wer keine Zeit zum Übernachten hat, aber trotzdem gerne einen Tag investieren möchte, dem empfehle ich den Lac Bleu bei Arolla – mit konsequent frühem Start ist der Ausflug auch als Tagestrip machbar.
Persönliche Erlebnisse: Ein Morgen am Lac du Grand Désert
Letzten Spätsommer war ich im Val de Bagnes unterwegs. Nach rund drei Stunden Aufstieg erreichte ich gegen sieben Uhr morgens den Lac du Grand Désert – eine spiegelglatte Wasserfläche, umgeben von Fels und Eis. Kein Wind, kein Geräusch. Ich montierte eine schwarze Woolly Bugger mit Goldkopf an meine 5er-Fliegenrute und warf sie schräg am Rand entlang. Noch bevor ich den dritten Wurf gesetzt hatte, stieg ein Saibling ein und bog die Rute kräftig durch. 35 cm, makelloser Schuppenglanz. Euphorie pur.
Insgesamt konnte ich in zwei Stunden vier Fische fangen und zwei weitere vorsichtig zurücksetzen. Alle reagierten auf gedruckte Bewegungen – das hat mir einmal mehr gezeigt, wie feinfühlig man an diesen abgelegenen Seen fischen sollte.
FAQs – häufig gestellte Fragen
- Kann man an den Seen zelten?
Offiziell ist Wildcampen in hohen Lagen oft toleriert, solange man keine Spuren hinterlässt und nicht in geschützten Zonen zeltet. Empfehlung: immer vorher informieren. - Welche Jahreszeit ist am besten?
Juli bis Anfang Oktober. Vor und nach dieser Zeit sind viele Seen schneebedeckt oder schwer zugänglich. - Ist Fliegenfischen zwingend oder reicht Spinnfischen?
Beides funktioniert. In abgelegenen Seen ohne Vorschriften sind kleine Spinner oft eine sichere Wahl – aber wer die Technik beherrscht, hat mit Fliege oft die Nase vorn.
Fazit: Wer sich bewegt, wird belohnt
Die versteckten Bergseen im Wallis verlangen etwas mehr Einsatz – aber genau das macht ihren Reiz aus. Sie sind ideal für alle, die das Angeln nicht nur als Hobby, sondern als echtes Naturerlebnis verstehen. Wer bereit ist, mehr als nur ein paar hundert Meter zu gehen, wird mit Einsamkeit, klarstem Wasser und kampffreudigen Fischen belohnt. Pack die Rute ein, lade deine Karten aufs GPS – und entdecke deine eigene versteckte Perle in den Walliser Alpen.