Frühlingserwachen am Zürichsee – Zeit für gezieltes Barschangeln
Wenn der letzte Schnee geschmolzen ist und sich die ersten Frühlingssonnenstrahlen auf der Wasseroberfläche des Zürichsees spiegeln, beginnt für viele Angler die vielleicht spannendste Zeit des Jahres. Frühfrühling bedeutet Bewegung – nicht nur am Ufer, sondern auch unter Wasser. Für den, der weiß, wie Barsche jetzt ticken, bietet der Zürichsee beste Chancen auf erfolgreiches Angeln. In diesem Artikel zeige ich dir, worauf du achten musst, welche Köder jetzt fangen und in welchen Bereichen des Sees du im Frühling die besten Chancen auf kapitale Barsche hast.
Warum der Frühling so erfolgversprechend ist
In den ersten Monaten nach dem Winter, meist ab Ende März bis Anfang Mai je nach Witterung, beginnt der Barsch seine Standplätze zu wechseln. Das kalte, sauerstoffreiche Wasser verteilt sich gleichmäßig im See, und die Barsche schwärmen aus, um sich auf das bevorstehende Laichgeschäft vorzubereiten. Sie suchen strukturiertes Flachwasser auf – Buchten, Schilfzonen, Hafeneinfahrten –, wo sich auch ihre Beutefische sammeln. Genau dort solltest du deine Köder präsentieren.
Die besten Spots am Zürichsee
Der Zürichsee ist groß, und nicht alle Stellen sind im Frühling gleich gut. Hier ein paar konkrete Erfahrungswerte aus meinen Frühjahrs-Sessions:
- Rapperswiler Bucht: Flach, krautig, mit Schilfgürteln – idealer Spot für Barsche auf Nahrungssuche. Besonders in den frühen Morgenstunden vielversprechend.
- Hafengebiete wie Zürichhorn und Küsnacht: Die Steganlagen und Molen bieten reichlich Struktur. Barsche stehen oft direkt an den Spundwänden.
- Ausläufe kleiner Bäche: Plätze mit leicht erhöhter Wassertemperatur und steigender Nahrungskonzentration. Ich habe gute Fänge z. B. beim Dorfbach bei Meilen gemacht.
- Unterwasserplateaus bei Herrliberg: Mit Echolot gut auffindbar – immer wieder Hotspot für dicke Frühlingsbarsche.
Wichtig: Die Standorttreue der Barsche ist im Frühling deutlich geringer als im Sommer. Es lohnt sich, aktiv zu suchen und nicht zu lange an einem Spot zu bleiben, wenn nichts geht.
Die richtige Angelausrüstung für den Frühling
Barsche sind auch im Frühling launisch. Wer flexibel bleibt und verschiedene Setups parat hat, wird erfolgreicher sein. Hier mein bewährtes Material für die Frühjahrsangelei am Zürichsee:
- Rute: ML-Spinnrute mit 5–20 g Wurfgewicht, Länge ca. 2,10 m – eignet sich für Jiggen und Twitchbaits gleichermaßen.
- Rolle: 1000er oder 2500er Spinnrolle mit sauberer Bremse – nichts Besonderes, aber zuverlässig.
- Schnur: Geflochtene 0,08–0,10 mm mit 60 cm Fluorocarbon-Vorfach (0,25–0,30 mm). Besonders in klaren Bereichen wichtig.
Im Frühling sind die Barsche oft vorsichtiger als im Hochsommer – eine zu steife Rute oder zu grobes Vorfach kann den Unterschied ausmachen.
Köderwahl: Was fängt im kalten Wasser?
Je kälter das Wasser, desto vorsichtiger die Barsche. Daher setze ich im Frühling primär auf zwei Ködertypen:
Softbaits auf Jighead
Klassiker, der nie aus der Mode kommt. Ich verwende meist:
- Gummiköder zwischen 5 und 8 cm
- Naturalistische Farben wie Motoröl, Smelt oder Dark Ayu
- Leichte Jigköpfe zwischen 3 und 7 g, je nach Tiefe und Strömung
Geführt wird entweder ganz langsam über Grund („Hop & Drop“) oder mit kurzen Sprüngen. Gerade bei kaltem Wasser gilt: Weniger ist mehr – lange Pausen wirken oft Wunder.
Kleine Twitchbaits & Wobbler
Ideal, wenn die Barsche aktiv im Mittelwasser stehen. Mein Favorit: der Illex Squad Minnow 65 oder Rapala X-Rap 6.
Wichtig ist eine erratische Führung mit Pause – die Kunst besteht darin, den Köder wie ein angeschlagenes Beutefischchen wirken zu lassen. Wenn in der Pause plötzlich die Rute krumm geht, hat alles gepasst.
Tageszeiten und Wetter – wann lohnt es sich wirklich?
Der Frühling verlangt Timing. Die beste Zeit ist meist zwischen 9 und 13 Uhr – nach der ersten Erwärmung durch die Sonne. Ganz früh am Morgen ist es oft noch zu kalt, vor allem bei windgeschützten Buchten. Bei bedecktem Himmel oder leichtem Regen bleibt das Zeitfenster meist etwas länger offen.
Wind kann helfen – wenn er nicht zu stark ist. Eine leichte Welle bringt Sauerstoff, trübt das Wasser und lässt die Barsche mutiger agieren. Nur bei starkem Nordwind wird’s schwierig, vor allem Uferangeln ist dann kaum noch sinnvoll.
Erfolgreich vom Ufer – meine Tipps
Du brauchst kein Boot für gute Frühjahrs-Fänge am Zürichsee. Ich selbst fische oft vom Ufer, besonders an ruhigen Tagen. Wichtig ist:
- Langsam und leise bewegen – Barsche stehen oft direkt unter der Rutenspitze
- Verschiedene Wassertiefen absuchen – von direkt an der Mauer bis 10 Meter raus
- Polbrille tragen – bei klarer Sicht lassen sich Stellen mit Grundstruktur gut erkennen
- Spinnstopps und Variationen bei der Führung durchprobieren – auch mal „absinken lassen und stehen lassen“
Einmal hatte ich bei der Seepromenade Herrliberg innerhalb von 40 Minuten fünf schöne Barsche zwischen 28 und 36 cm – alle auf einen ruhig geführten Softbait direkt am Betonrand.
Catch & Release – Verantwortung bei laichnahen Barschen
Im Frühling beginnt auch die Laichzeit der Barsche. Je nach Temperaturverlauf ist das meist im April oder Anfang Mai. Achte in dieser Phase darauf, ob du möglicherweise bereits trächtige Weibchen oder brutal verfärbte Männchen fängst – dann ist besondere Vorsicht geboten.
Meine persönliche Regel: Barsche über 35 cm im Frühling möglichst zurücksetzen. Gerade bei Laichgeschäften an den Flachzonen kann ein zu hoher Entnahmegrad den Bestand lokal stark belasten. Zudem sind Barschfilets im Frühling meist weniger schmackhaft als im Spätsommer.
Praktische Tipps für deine Frühlings-Session
- Thermokleidung nicht vergessen: Auch bei Sonne kann’s am Wasser empfindlich kalt sein.
- Köder öfters wechseln: Reaktion zeigen – manchmal bringt die dritte Farbe plötzlich Fisch.
- Kompakte Gerätekiste: Du willst mobil bleiben – Rucksack mit mehreren Boxen ist ideal.
- Angelschein überprüfen: Für viele Uferzonen am Zürichsee brauchst du eine gültige Lizenz oder Tagesbewilligung.
- Stopfischkarte studieren: Viele Fangstatistiken helfen, die Hotspots besser einzuschätzen.
Mein Resümee aus über 10 Jahren Frühjahrsangeln am Zürichsee
Die Wochen zwischen März und Mai sind am Zürichsee mehr als nur ein Beginn der Saison – sie sind ein echter Geheimtipp für Barschjäger. Wenig Angeldruck, aktive Fische, klares Wasser und herrliche Lichtstimmungen machen jede Session besonders. Aber: Wer zu spät kommt oder mit Sommermentalität fischt, wird sich schwertun.
Also: Geh raus, nimm eine handliche Spinnausrüstung, probier verschiedene Buchten durch, beobachte das Wasser und bleib flexibel mit deinen Ködern. Gerade in dieser Jahreszeit bezahlt sich die Aktivität viel schneller aus als das lange Verharren an „gewohnten“ Stellen.
Vielleicht trifft man sich ja mal am Steg von Küsnacht – ich bin der mit der Thermoskanne voller Kaffee und dem Twitchbait an der 14er Fluorocarbon!
